Unsere Gesundheit ist uns wichtig, aber scheinbar nicht wichtig genug.
Um zu verstehen worum es geht, macht es Sinn, zu überlegen wer wir sind und woher wir kommen.
Die Spezies Mensch gibt es seit ungefähr 300000 Jahren. Davor gab es andere Vorformen des Menschen, und die Evolution hat das geformt, was für die Lebensweise am besten geeignet war. Der heutige Mensch ist die beste Version für seine Lebensweise, die über Millionen Jahre entstanden ist. Und diese Lebensweise ist vor allem eines: Bewegung.
Der Mensch und alles was davor war hat sich immer bewegt, jeden Tag und an jedem Tag den ganzen Tag. Er hat sich nur nicht bewegt, wenn er geschlafen oder etwas gegessen hat, aber sonst immer. Und die Evolution hat den Menschen so gebaut, dass sein Körper diese ständige Bewegung nicht nur aushält, sondern er braucht diese Bewegung, damit er funktionieren kann. Die Organe, die Muskeln, die Gelenke, die Knochen und das Herz-Kreislaufsystem brauchen diese Bewegung, damit sie richtig funktionieren können, und sie gehen kaputt, wenn sie nicht bewegt werden.
Nun hat der moderne, intelligente Mensch sich vor etwa 100 Jahren überlegt, wir erfinden jetzt den Bürojob und bewegen uns ab jetzt überhaupt nicht mehr. Was tut die gemeine Spezies des Bürojobbers: Sie fährt mit dem Auto zur Arbeit, setzt sich acht oder neun Stunden auf einen Stuhl, starrt einen Monitor an, fährt am Abend mit dem Auto nach Hause und setzt sich vor den Fernseher. Dieser Mensch hat sich den gesamten Tag praktisch überhaupt nicht bewegt. Das macht er dann fünf Tage die Woche, und weil er seinen Organismus über die Woche vollständig runtergefahren hat, macht er am Wochenende auch nichts mehr. Dann ist er erschöpft.
Was ist das Ergebnis? Das Ergebnis sind kaputte Knie, kaputte Hüften, beschädigte Wirbelsäulen und ein Herz-Kreislaufsystem, das gerade das Nötigste leisten kann, aber nicht lange. Das Ergebnis waren in 2022:
- 347702 Eingriffe an Hüften und Knien (Ärzteblatt) mit 14379 Folgeeingriffen an Knien und 18145 Folgeeingriffen an den Hüften.
- Das Ergebnis waren auch 273782 Todesfälle (Statistisches Bundesamt), die dem Herz-Kreislaufsystem zugeschrieben werden.
- Hinzu kommen Bandscheibenvorfälle und anhaltende Rückenschmerzen. Von Rückenschmerzen sind ein Drittel der Erwachsenen und ein Fünftel der Kinder betroffen (Statista).
Hinter all diesen Zahlen steht ein zum Teil unermessliches Leid der Menschen, über Jahre hinweg.
Was kann man nun tun?
Es geht nicht darum, Sport zu treiben und eine sportliche Leistung zu vollbringen. Das Wort „Sport“ ruft bei vielen Menschen unangenehme Gefühle aus der Schulzeit hervor. Wer sich in der Woche praktisch nicht bewegt und sich einmal in der Woche im Fitnessstudio richtig auspowert, tut seinem Körper sicherlich nichts Gutes, sondern schadet ihm eher. Es geht darum den Körper zu bewegen, und dabei kommt es nicht so sehr auf die Intensität an, sondern auf die Dauer. Man kann die Bewegung in den Alltag einbauen, und muss sich somit nicht extra Zeit dafür nehmen.
- Man kann eine halbe Stunde früher ins Bett gehen, eine halbe Stunde früher aufstehen und in dieser halben Stunde morgens nach dem Frühstück eine Runde drehen, 30 Minuten zügig gehen, einfach spazieren gehen, jeden Morgen. Letztlich ist es nur eine Angewohnheit. Man braucht zwei Wochen, um eine Angewohnheit mit einer anderen zu ersetzen. Nach zwei Wochen Durchhalten ist das Gehirn umprogrammiert, und die neue Angewohnheit ist das neue Normal.
- Man kann sich möglichst viele Erledigungen zu Fuß erlaufen oder mit dem Fahrrad erfahren. Wenn die Transportmöglichkeiten beim Einkaufen nicht reichen, ist man zweimal in der Woche beim Einkaufen – mehr Bewegung – hurra. Es kann sich sogar die Anschaffung eines Lastenrades lohnen, wenn stattdessen das Auto stehen bleibt.
- Der Arbeitgeber kann höhenverstellbare Schreibtische zur Verfügung stellen, um sich an den Schreibtisch stellen und sich etwas bewegen zu können.
- Der Arbeitgeber kann ein Job-Rad anbieten.
- Der Arbeitgeber kann Sportangebote subventionieren oder kostenlos zur Verfügung stellen.
- Besprechungen können vom Besprechungsraum nach draußen verlegt werden. Gehen Sie eine Runde gemeinsam spazieren. Beim Gehen denkt es sich ohnehin besser. Dinge, die man sich merken muss, spricht man in sein Handy.
- Man kann in der Mittagspause zum Essen rausgehen, anstatt in der Kantine zu sitzen.
Zusätzlich zur Bewegung im Alltag machen sportliche Aktivitäten tatsächlich Sinn. Das Herz ist nur ein Muskel, und wenn das Herz über Jahre nicht gefordert wird, baut sich seine Leistungsfähigkeit ab. Ein Muskel kann normalerweise kurzzeitig mehr leisten als er es gewohnt ist. Wenn man aber älter wird, baut sich diese Fähigkeit langsam ab. Wenn man dann plötzlich mal etwas mehr vom Herz fordert als es gewohnt ist, kann es passieren, dass es sagt: „Du kannst mich mal“, und dann bleibt es stehen. Ein Herz will gefordert werden. Treiben Sie Ihren Puls mindestens einmal am Tag in die Höhe. Reden Sie mit Ihrem Arzt und fragen Sie ihn, was gut für Sie ist.
Stärken Sie Ihre Rumpfmuskulatur, denn die Wirbelsäule trägt sich nicht selbst, sondern wird von Muskeln getragen. Wenn keine Muskeln vorhanden sind, sind bei der sitzenden Spezies Rückenschmerzen die logische Konsequenz. Eine starke Rumpfmuskulatur vermeidet Rückenschmerzen, und hey – sie sieht gut aus.
Gegen Übergewicht helfen keine Diäten. Fett wird von Muskeln verbrannt. Man kann in Eigenregie kaum so wenig essen, dass man stark abnimmt und dabei gesund bleibt. Am Ende geht es um den Energiehaushalt. Wer mehr Energie zu sich nimmt als er verbraucht, nimmt zu. Wer weniger zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt ab. Der Körper ist aber immer bestrebt zu seinem Normal zurück zu kehren. Wer abnehmen will und sein Gewicht halten will, braucht ein neues Normal, und das zu erreichen braucht seine Zeit. Wer abnehmen will muss Muskeln aufbauen und sich bewegen. Da helfen keine Pillen und auch kein Salat. Andersrum wird ein Schuh draus: Wer Muskeln hat und sich bewegt, der kann sich auch die Butter auf dem Brot leisten.
Bei der Bewegung geht es nicht um sportliche Leistung. Es geht darum, dem Körper das zu geben, was er zum Funktionieren braucht. Man kann es auch deutlicher formulieren: Bei der Bewegung geht es in letzter Konsequenz darum, am Leben zu bleiben.
Bewegen Sie sich.